Änderung der Glücksspielregeln in Deutschland

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Änderung der Glücksspielregeln in Deutschland: Das musst du jetzt wissen

Glücksspiel-Fans aufgepasst: Ab heute treten mehrere Änderungen in Hinblick auf die hierzulande geltenden Glücksspielregeln in Kraft. Einen einheitlichen deutschen Glücksspielstaatsvertrag wird es jedoch erst im Jahr 2021 geben. Ich habe mir den nach wie vor sehr undurchsichtigen Glücksspielmarkt genauer für dich angeschaut und verrate dir im folgenden Artikel, auf welche Änderungen du dich ab heute einstellen musst.

Deutsche Bundesländer arbeiten schon Jahre an Glücksspielgesetz – doch nun soll alles ganz schnell gehen

Dass die deutschen Bundesländer bereits seit vielen Jahren an einem einheitlichen Glücksspielvertrag arbeiten, ist kein Geheimnis. Immer wieder war in jüngster Vergangenheit davon zu lesen, dass sich die 16 Bundesländer schon bald einigen werden. Herausgekommen ist dabei bislang jedoch nicht allzu viel. Nun wurde von offizieller Seite aus der 1. Juli 2021 als neues Datum bekannt gegeben. Ab diesem Tag soll der lang ersehnte Glücksspielstaatsvertrag endlich in Kraft treten. Doch nach wie vor gibt es noch viele Streitigkeiten über den ein oder anderen inhaltlichen Punkt.

Obwohl noch einige Monate bis zum 1. Juli 2021 ins Land gehen, spielt schon der 15. Oktober 2020 eine wichtige Rolle im relativ undurchsichtigen Glücksspiel-Dschungel. Ab diesem Tag sind Sportwetten, Casinospiele und Poker in Deutschland offiziell geduldet. Bislang bewegten sich Spieler hier noch in einer rechtlichen Grauzone. Was nach einem Erfolg klingt, ist jedoch in Wahrheit der Auslöser vieler neuer Probleme. Denn: Obwohl sich die Länder bereits Anfang September auf die wichtigsten Punkte geeinigt haben, sind diese den Betreibern der Online Casinos erst Anfang Oktober mitgeteilt worden. Diese sollen nun innerhalb weniger Tage sämtliche Punkte verbindlich umsetzen, für deren Beschluss die Länder mehrere Jahre gebraucht haben.

Zahlreiche Casino-Betreiber betrachten die neuen Vorgaben als reine Schikane

Mehrere Casino-Betreiber sehen in diesem Vorgang reine Schikane seitens der deutschen Bundesländer.

Auch Mathias Dahms vom Deutschen Sportwettenverband hat diesbezüglich eine klare Meinung: In seinen Augen würde es mehrere Monate dauern, ehe derartig komplexe Änderungen innerhalb eines IT-Projekts auch tatsächlich umgesetzt werden können. Die tatsächlich zur Verfügung stehende Zeit wäre hingegen ein „Ding der Unmöglichkeit“. Dahms geht sogar noch einen Schritt weiter: Er unterstellt den Landesregierungen ganz unverblümt, dass sie es privaten Glücksspielanbietern bewusst schwer machen möchten, die staatlichen Forderungen zu erfüllen. Weshalb die Bekanntgabe der besagten Forderungen auch erst wenige Tage vor der Deadline erfolgt sei.1

Fakt ist nämlich: Online Casinos, die die übermittelten Forderungen nicht bis zum 15. Oktober 2020 umsetzen oder aber signalisieren, dass sie an einer Umsetzung arbeiten, müssen damit rechnen, im kommenden Jahr keine deutsche Glücksspiellizenz zu erhalten. Darüber hinaus müssen sie auch mit harten Sanktionen rechnen, sofern Sie Ihre Dienste ohne eine gültige deutsche Lizenz weiterhin für Spieler aus Deutschland anbieten. Viele Online Casinos haben bereits jetzt ihre Schlüsse aus den Forderungen gezogen: Spieler aus Deutschland werden hier ab dem 15. Oktober vollständig vom hauseigenen Angebot ausgesperrt.

Was genau fordert Deutschland von Online Casinos und Wettanbietern?

Wirft man einen Blick auf die Forderungen der Bundesländer, so findet man unter diesen mehrere durchaus wichtige Punkte. Bei anderen sucht man hingegen vergeblich nach einem Sinn. Zu den nachvollziehbaren Forderungen gehört sicherlich die Einführung einer 1.000-Euro-Grenze pro Monat. In der Praxis soll das so aussehen: Alle Online Casinos und Wettanbieter sollen fortan auf ein Dokument zugreifen können, in dem bereits getätigte Einzahlungen eines Spielers hinterlegt sind. Hat ein Spieler beispielsweise in Casino 1 bereits 700 Euro im laufenden Monat eingezahlt, muss Casino 2 dafür sorgen, dass der besagte Spieler im eigenen Casino nur noch 300 Euro einzahlen darf.

Zunichte macht sich Deutschland diesen Vorschlag jedoch selbst, indem es Kunden erlaubt ist, in Einzelfällen bis zu 10.000 Euro pro Monat einzuzahlen. In diesen Fällen muss der Kunde dem Casino glaubhaft bestätigen, dass er sich eine derartig hohe Einsatzsumme leisten kann. Beispielsweise durch das Einreichen entsprechender Einkommenssteuerbescheide. Noch undurchsichtiger wird dieser Punkt, da Casinos das Limit von einem Prozent ihrer Kunden sogar bis auf 30.000 Euro anheben dürfen. Ein Spieler mit einem solchen Limit muss jedoch mindestens 21 Jahre alt sein. Bei allen Spielern, die ein Limit über 1.000 Euro pro Monat erhalten, muss zudem ein spezielles Monitoring durchgeführt werden, bei dem der Aufsichtsbehörde jedes halbe Jahr (10.000 Euro) beziehungsweise vierteljährlich (30.000 Euro) ein anonymisiertes Ergebnis dieser Kontrolle vorgelegt werden muss. Auffälliges Spielverhalten muss von Online Casinos oder Wettanbietern zudem unverzüglich der zuständigen Aufsichtsbehörde mitgeteilt werden. Diese kann dann über entsprechende Maßnahmen (etwa eine Limitreduzierung oder in gravierenden Fällen eine Spielersperre) entscheiden.2

Roulette, Poker & Live-Casinos gehören in Deutschland der Vergangenheit an

Während Einzahlungslimits zur Vorbeugung von Spielsucht durchaus Sinn ergeben, muss man sich bei dem folgenden Punkt ernsthaft fragen, wer um alles in der Welt die Idee dazu hatte. Und warum. Die deutschen Bundesländer untersagen es Online Casinos, sich selbst als „Casino“ zu bezeichnen. Stattdessen soll fortan beispielsweise die Bezeichnung „Slots“ zum Einsatz kommen. Wodurch beispielsweise das Casino Cruise in Deutschland auf den Namen Spins Cruise hören wird.

Mit der Namensänderung dürfen Online Casinos fortan auch nur noch Spielautomaten in ihrem Sortiment anbieten. Klassische Tischspiele wie Blackjack, Roulette oder Poker sind hingegen verboten. Ebenso wie die hierzulande überaus beliebten Live-Spiele, in denen man gegen einen echten Dealer antreten konnte.

Des Weiteren fällt für deutsche Spieler die Autoplay-Funktion bei Slots weg, man kann nur noch maximal 1 Euro pro Spin setzen und ein Spin dauert dann mindestens 5 Sekunden. Das Spielen wird dadurch sicher nicht komfortabler. Aber seien wir ehrlich, das ist ja auch das Ziel.

Fazit:

Eigentlich soll der neue Glücksspielvertrag dazu beitragen, dass die Nutzung von Online-Glücksspiel für deutsche Spieler sicherer und einfacher wird. Durch die teilweise undurchsichtigen und unausgereiften Vorgaben ist jedoch das genaue Gegenteil der Fall. Kritiker werfen Deutschland zudem vor, dass die neuen Gesetze nicht zu einem sicheren Glücksspiel, sondern in erster Linie zu höheren Steuereinnahmen führten, da kleine Anbieter die strengen Vorgaben nicht erfüllen könnten und sich auf diese Weise relativ schnell ein Monopol aus großen, namhaften Unternehmen bilden würde.

Es bleibt allerdings abzuwarten, ob der deutsche Glücksspielvertrag auch tatsächlich wie angekündigt im Juli 2021 in Kraft treten wird. Uneinigkeit bei einzelnen Punkten gibt es zwischen den jeweiligen Bundesländern nämlich nach wie vor.

1. https://dswv.de/uebergangsregelung-fuer-online-gluecksspiele-sportwettenverband-fordert-erfuellbare-vorgaben/

2. https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr/gluecksspiel-109.html

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